antwortete: ”Was fragt ihr so was Sinnloses! Ihr solltet doch kapieren, die südlichen Länder sind so warm, dass weder Wohnräume noch Brennholz dort nötig sind.” — Magazin Varpunen, 1.6.1860 Das Gespräch der Schulburschen vom Jahr 1860 erzählt zutreffend von der langen erhaltenen Vermutung, dass sowohl die Wohnhäuser als auch die bedeutendsten Bauwerke, wie die Kirchen, lediglich in Blockholzbauweise erbaut wurden. Ein traditionelles finnisches Gebäude wird aus Massivholzbohlen mit Beil handgezimmert und mit einem massiven Kaminofen ausgestattet. Hier handelt es sich um das Überleben: Ein aus wärmespeichernden Materialien gebautes Haus erhält das Leben über den langen und kalten Winter. Der Staat spornte seit dem 16. Jahrhundert die Finnen an, mit Stein zu bauen – sowohl aus Präsentationsgründen als auch wegen Brandschutz, allerdings mit wenig Erfolg. Das einheimische Holz als Baumaterial war eine lange Zeit kostenlos und, weil relativ weich, auch leicht zu bearbeiten. Sogar die Dacheindeckung eines traditionellen finnischen Bauernhauses war aus Holz gezimmert. Das Bauen mit Blockhölzern ist jedoch körperlich schwer und nimmt viel Zeit und Material in Anspruch, da ein für Wandbau bestimmtes Blockholzstück am besten eine Maximallänge von 10 bis 12 Metern hat und somit mehrere Hundert Kilogramm auf die Waage bringt. Außerdem sollten die Holzstämme fürs Bauen erst dann gefällt werden, wenn diese viel über hundert Jahre alt sind, um das Verfaulen der Blockhölzer zu vermeiden. Trotz alledem bauten die Finnen bis Anfang des 20. Jahrhunderts alles Mögliche in Blockholzbauweise, von Herrenhäusern bis Schulen, Scheunen und Feuerwachen nicht zu vergessen. Der technische Höhepunkt der Blockholzbauweise wurde im 19. Jahrhundert beim Erbauen der riesengroßen Holzkirchen erreicht. Andererseits wurde das Baumaterial Blockholz als alltäglich empfunden und wurde deswegen gerne durch Bretterschalung, Farbanstrich oder Tapezierungen überdeckt. Erst in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entdeckten die durch die nationale Bewegung belebten Künstler den bäuerlichen, wahrhaft finnischen Charakter des Blockholzes und ließen Wohnvillen aus kahlen Blockhölzern in unberührten Waldgebieten für sich errichten. Weniger ist mehr In dem zunehmend urbanisierten Finnland des 20. Jahrhunderts war der Mangel an Wohnungen und an Platz bald eine aktuelle Frage. Bereits im vorigen Jahrhundert fehlte es an ordentlichen Massivholzbalken und von nun an wurden effektivere, schnellere und preiswertere Holzbauweisen gesucht. Um die Produktivität der Baubranche zu steigern, waren diese drei Mittel die Hilfsreichsten: Das industrielle Bauen, die Standardisierung und die leichteren Konstruktionen. Die Architekten Finnlands beobachteten die internationale Entwicklung mit großem Interesse, besonders in Nordischen Ländern und in Amerika. Eine der Inspirationsquellen war die in Chicago entwickelte Holzrahmenbauweise, woraus in Finnland eine eigene Variante zu Stande kam. Statt Massivholzbalken wurde für Hausbau ein leichtes, auf Maß gesägtes Bauholz verwendet. u Sirkkala Schule, Turku. Foto: Darya Belaya Foto: Netta Böök HOLZ 2024 11
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