Erleben Sie finnische Holzarchitektur im Magazin und bei Veranstaltungen 2024 HOLZ PUU Dank innovativer Produktentwicklung können auch mehrstöckige Gebäude aus Blockbalken gebaut werden Ein Holzgebäude ist die Architektur des Glücks. Sonderausgabe des Puu-Magazins Holzarchitektur und Holzbau aus Finnland HOLZ 2024 1
GLULAM Glued to perfection. Delivered on time. Strong and high-quality. Kontakt Versowood Deutschland GmbH Genthiner Str. 6 b Parey 39317 Germany. Karsten Kruger Managing Director, Germany Karsten.Kruger@versowood.fi +491705436413 Contact Versowood Oy Matti Iso-Kuusela, Sales Director matti.iso-kuusela@versowood.fi Tel +358 50 358 7160 Juha Virtanen, Sales manager, glulam, glulam projects juha.virtanen@versowood.fi Tel. +358 50 536 8883 Tokyo 2019 Budokan Ryugasaki Campus versowood.com FROM FINLAND Willkommen zur BAU 13.-17.1.2025, Halle B5 / Stand 531B Welcome to the BAU trade fair 13.-17.1.2025, booth B5.531B.
5 Hölzerne Grüße von glücklichsten Menschen der Welt! 6 Das Können in der Sache Holz steckt bei den Finnen in ihren Genen – Finnische Holzarchitektur von Heute im Überblick Tarja Nurmi, Archinfo 10 Nur Holz – Über die Geschichte des Bauens mit Holz in Finnland Netta Böök und Laura Berger 14 Das Gymnasium- und Kulturzentrum Monio AOR Architekten 20 Das Eventzentrum Satama ALA-Architekten 24 Wood City Anttinen Oiva architects 30 Katajanokka-Anlegestelle Anttinen Oiva architects 36 Das provisorische Veranstaltungszentrum Pikku-Finlandia Jaakko Torvinen, Havu Järvelä und Elli Wendelin 42 Das Haus Meteorit, Kontiolahti Ateljé Sotamaa 46 Das Holzhausareal Linnanfältti Arco Architecture Company und Suunnittelulinja Finland 52 Kindertagesstätte Martta Wendelin AFKS / Architekten Frondelius + Keppo + Salmenperä 56 Blockhaushotel Kurula's Janne Kantee 62 Saunarestaurant Satama Viilu Arkitehtitoimista KOAN Oy 68 Fünf gute Gründe für ein finnisches Massivholzhaus Hirsitaloteollisuus (Finnischer Verband der Massivholzhausindustrie) und Anne Soininen 70 In liebevoller Obhut von Blockbohle Anne Soininen und Pilke Päiväkodit Oy 72 Sustainable Building Technologies – Community of Practice Katharina Burešová, Hermann Huber, Tanja Schaa, Sebastian Hollermann und Timo Pakarinen INHALTSVERZEICHNIS 52 56 42 HOLZ 2024 3
We are here to make Finnish architecture visible and known. archinfo.fi finnisharchitecture.fi Stay tuned about what’s going on in Finnish architecture. Find more Finnish wood architecture on our websites. HOLZ MAGAZIN Sonderheft von Puu_Magazin Bestellungen und Adressenänderungen www.puuinfo.fi Herausgeber und Herausgeber: Puuinfo Oy Siltasaarenkatu 12 A, 00530 Helsinki info@puuinfo.fi ISSN-L 0357-9484, ISSN 0357-9484, ISSN 2243-0423 Chefredakteurin: Anu Turunen, anu.turunen@puuinfo.fi Layout: PunaMusta Inhalts- und Designdienstleistungen / Tuulia Oksanen Übersetzungen: Verbum Kielipalvelut Oy und Mikael Merenmies Druckort: PunaMusta PUU Holz
LEITARTIKEL Anu Turunen Geschäftsführerin, Puuinfo Foto: Taís Griguol Hölzerne Grüße von glücklichsten Menschen der Welt! In Finnland besteht der überwiegende Teil der Landesfläche aus Wald. Holz wird seit jeher zum Bauen verwendet und hat eine lange Tradition. Vor der industriellen Revolution war Holz das Hauptmaterial. Heutzutage wird der überwiegende Teil des Holzbaus mit Rahmenelementen ausgeführt. Blockbohle erhebt sich wieder, was dank einer neuen Innovation – der Nichtverdichtung – auch im mehrgeschossigen Bau möglich ist. CLT und sein finnischer Cousin LVL haben auch im nordischen Holzbau als einteilige Massivholzkonstruktionen und gute Kohlenstoffspeicher ihren Platz gefunden. Aufgrund der hohen Temperaturunterschiede im Land und sich verändernder natürlicher Bedingungen sind hochwertiges Bauen und gesundes Wohnen besonders wichtig. Die Finnen wurden bereits sieben Mal zur glücklichsten Nation der Welt gewählt. Neben einer gleichberechtigten, gebildeten Gesellschaft sind wir davon überzeugt, dass Holzbau und hochwertige Architektur zum hohen Glücksniveau der Menschen beitragen. Mit diesem Magazin möchten wir unseren Freunden in Europa unsere Erkenntnisse, unser Know-how und hochwertige Anwendungsbeispiele von unseren „grünen Gold“-Produkten vermitteln. Der Norden und die deutschsprachigen Europäer haben viele geimensame kulturelle Hintergründe und daher ein Verständnis für die Arbeitsweise des anderen. Unsere Zusammenarbeit trägt schon lange Früchte. Wir hoffen, dass Sie mit Freude unser Magazin lesen und uns auch dadur kennenlernen und sehen, wie die Natur, die gebaute Umwelt sowie das Wohlbefinden und das Glücklichsein der Menschen in Finnland zusammenwirken. Wir organisieren Veranstaltungen im Frühling, bei denen Sie die meisten Menschen, die Sie im Magazin sehen treffen können und von ihren Projekten erfahren. Willkommen in Finnland! ■ Puuinfo ist ein gemeinnütziges finnisches Unternehmen, dessen Ziel es ist, den innovativen Einsatz erneuerbarer Holzprodukte zu steigern. Puuinfo erfüllt seine Mission durch den Austausch von Informationen und Know-how über verschiedene Kommunikationskanäle und durch die Organisation von Veranstaltungen. Die bekanntesten Veranstaltungen sind WoodBuild Finland im Frühjahr und Tag des Holzes im Herbst. Die Kommunikation erfolgt über das Puu-Magazin (von dem dieses Magazin eine Sonderausgabe ist) und mit Newsletter und Websites in finnischer, englischer und deutscher Sprache puuinfo.fi. HOLZ 2024 5
Puukuokka, foto Mikko Auerniitty 6 HOLZ 2024
Die Brüder in dem beliebten Roman Die Sieben Brüder (1870) des Nationalschriftstellers Finnlands, Aleksis Kivi, werden oft für etwas dumm gehalten, weil sie stur und Analphabet sind. In Wirklichkeit sind sie echte Multitalente: Sie können das Land bestellen, jagen und fischen – und auch ihre Häuser selbst bauen. Die Fähigkeit, Werkzeuge für den Holzbau verwenden zu können, gehört ja zur finnischen Kulturtradition. Die eigenhändig gezimmerten Holzblockhäuser konnten später auch, Holzlage für Holzlage, abgetragen und zu einem anderen Ort gebracht und dort wiedererrichtet werden. Eine Diskussion über das Recycling oder die Wiederverwendung war überflüssig, weil in damaligen Verhältnissen diese Selbstverständlichkeiten waren. Genauso selbstverständlich war, dass die mit Moos abgedichteten und isolierten Blockholzhäuser durchaus umweltfreundlich waren, ohne dass man sich über deren ökologische Nachhaltigkeit Gedanken machte. In der industrialisierten und modernisierten Welt, auch in Finnland, müssen wir einige Grundsachen neu lernen. Wir wollen wieder mit Holz bauen – und zwar möglichst ordentlich. Das industrielle Bauen passt zum Holzbau, wobei manche in den vergangenen Zeiten bekannten Methoden heute nicht in Vergessenheit geraten sollen: Das traditionelle handwerkliche Können im Holzbau ist auch eine Ressource. Im Institut für Architektur der Aalto-Universität werden seit den 1990er Jahren die Eigenschaften des Holzes und das Know-how im DAS KÖNNEN IN DER SACHE HOLZ STECKT BEI DEN FINNEN IN IHREN GENEN – Finnische Holzarchitektur von Heute im Überblick Text: Tarja Nurmi, Archinfo, edited Puuinfo In den alten Zeiten waren die Finnen in der Lage, ihre Häuser selbst zu bauen. Die moderne, von der Digitalisierung und neuen industriellen Methoden unterstützte Holzarchitektur setzt aber auch ein neuartiges Können voraus. Architektin und Architekturjournalistin Tarja Nurmi berichtet über die aktuellen Trends der finnischen Holzarchitektur. Pikku-Finlandia, foto: Taís Griguol Kamppi Chapel, foto: K2S u HOLZ 2024 7
ähnlich beeindruckend ist die nach außen als Vordach verlängerte Unterdecke im Eingangsgebäude des Helsinki-Vantaa-Flugterminals (2021), das auch von ALA-Architekten entworfen ist und im November 2022 mit dem Finnischen Holzpreis ausgezeichnet wurde. Eine der spannendsten und behaglichsten Arbeitsmilieus befindet sich in einem in Holzbauweise errichteten Bürohaus in dem Wood City-Viertel. Es ist ein Beweis dafür, dass ein international erfolgreiches Computerspielunternehmen ein Holzhaus sogar als seine eigene Warenmarke sieht. Der letzte Teil der in dem neuen Helsinkier Stadtteil Jätkäsaari stehenden Büro- und Wohngebäude verbindenden Wood City (Anttinen Oiva Architekten, 2019–2024) ist im Bau. Die traditionelle Blockholzbauweise dient auch der zeitgenössischen Architektur Der Holzbau neuer Generation hat schöne und behagliche Tagestätten – und Lernumgebungen produziert. In vielen von ihnen wird CLT-Massivholz benutzt, aber auch traditionellere Blockholzkonstruktionen bringen uns weiter. Noch am Anfang der 2000er Jahren schien das Bauen in Blockholzbauweise recht schwierig zu sein, In Tuusula ist zur Zeit ein noch größeres Gymnasiums – und Multifunktionszentrum Monio (AOR Architekten, 2023) im Blockholzbauweise im Bau. Wohlbefinden in Rahmen der Holzkonstruktionen Bei den Konstruktionen für Camping und Wanderung ist Holz eine natürliche Wahl. Die Bauten in der Wildnis, wie Brücken, Pfade mit Steghölzern oder Aufsichtsplattformen und Türme fürs Beobachten der Natur, sollen ökologisch, ästhetisch nachhaltig und naturerlebnisfördernd sein. Deswegen ist es natürlich, diese mit Holz zu bauen. Als ein gutes Beispiel dafür gilt der in Helsinki am Meerbusen Vanhankaupunginlahti erbaute Wanderweg Nattours mit seiner Aussichtsplattform, geplant von Studio Puisto Architekten und von Nomaji Landschaftsarchitekten (2018, 2022). Das Bauen in der Wildnis bedeutet auch außergewöhnliche Herausforderungen für die Planung. Als Architekt Manu Humppi, zugleich ein erfahrener Wanderer, die in eiHolzbau in einem speziellen Ausbildungsgang namens Holzstudio studiert (Wood Program). Einer der neuesten auf dem Holzstudio beruhenden Bauten ist das Veranstaltungszentrum Pikku-Finlandia – Klein-Finlandia (Jaakko Torvinen, Havu Järvelä, Elli Wendelin, 2022) an der Seebucht Töölönlahti in Helsinki, direkt vor Alvar Aaltos ikonsicher Finlandia-Halle stehend. Der beeindruckende Aufstieg der neuen Holzarchitektur In diesem Jahrtausend sind der moderne Holzbau und die moderne Holzarchitektur in einem starken Aufwind. Die Voraussetzungen dafür sind die neuen fachlichen Fähigkeiten und Einstellungen, sowohl bei den Planern als auch bei den Auftragsgebern und Handwerkern. Am Anfang der 2010er Jahre entstand im Stadtkern Helsinkis ein Gebäude, das durch seinen klarförmigen Baukörper und seine Holzfassade sich gänzlich von seiner Umgebung abhebt. Die zum Gemeindeverbund Helsinki gehörende Kapelle, Kamppi Chapel von K2S Architekten 2012), ist für geistliche Meditation, frei von jeglicher Konfession, bestimmt. Große Aufmerksamkeit im Bereich Wohnungsbau erweckte seinerzeit das mit dem Finlandia-Preis ausgezeichnete Mehrgeschossholzhaus Puukuokka 1 in Jyväskylä (OOPEAA – Office for Peripheral Architecture). Das in drei Phasen realisierte Mehrgeschossholzhausareal wurde im Jahr 2018 komplett fertiggestellt. Auch für die zu unseren bekanntesten modernen Architekturobjekten gehörende Helsinkier Stadtzentrumsbibliothek Oodi (ALA-Architekten, 2018) wurde viel Holz verwendet. Ähnlich vom Charakter und Oodi, foto: Tuomas Uusheimo Woodcity, foto: Tuomas Uusheimo Monio, foto: Anders Portman Lonna, foto: Jussi Tiainen 8 HOLZ 2024
nem lappländischen Naturpark stehenden kostenlosen, offenen Hütten und die dort zu vermietenden Hütten plante (Wildnishütten in Rautulampi, 2021), entstand bezüglich der Wetterfestigkeit und der Naturverhältnisse die Frage: Wie kann man in unberührter Wildnis bauen? Die Antwort lag in den vorangefertigten, mit Schneemobilen und mit einem Gleisketten-LKW transportierbaren CLT-Elementen. Darüber hinaus glänzt nun das funktionalistische Olympiastadion Helsinki mit seiner neuen, holzverschalten Tribünenüberdachung (K2S Architekten & NRT Architekten, 2020), die mit dem Finlandia-Architekturpreis des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde. Ein interessantes und ehrgeiziges Beispiel dafür befindet sich in Kotka, wo die Decke des Eventzentrums Satama-Areena (ALAArchitekten, 2023) als eine Hängekonstruktion im Holz realisiert worden ist. Seit dem 2010er Jahren wird der Trend,lockende offentliche Saunas zu bauen, immer starker. Der Botschafter dieser Tendenz war das mit Holzlatten verschalte Sauna-Restaurant Loyly (Avanto Architekten, 2016) im Helsinkier Hernesaari. Auf einer Insel vor Helsinki steht die in traditionellerer Blockholzbauweise errichtete, von OOPEAA entworfene Sauna Lonna (2017). Auch in Jyvaskyla wurde im Juni 2022 das Strandsauna-Restaurant Viilu (KOAN Oy, 2022) fertiggestellt und eroffnet. Was ist die Sprache der neuen Holzarchitektur? Wir brauchen mehr Zimmerer der neuen Generation und Fachleute mit handwerklichen Fähigkeiten eines Tischlers für eine sorgfältige Realisierung der Details. Das Bauen mit Holzelementen und CLT-Platten dürfte die Ästhetik nicht monoton machen. Für die neuen Holzbauweisen sollte eine neue, gefühlvolle Detaillierung entwickelt werden, die sich nicht mit Minimalismus allein zufrieden geben mag. Genauso, wie die sieben vielbegabten und eine lebhafte Sprache sprechenden Fantasiebrüder von Schriftsteller Aleksis Kivi am Ende der Geschichte lesen lernten, könnte in Finnland eine neue und lebhafte Holzbausprache entstehen. Dieses verlangt sowohl einzelne Entdeckungen und Einfallsreichtum als auch Verstand für eine neue Ästhetik. Dieses verlangt Geschick, Holz zu bearbeiten und erfinderische Nutzung der Digitalisierung und der neuen industriellen Methoden. Dieses verlangt auch Zusammenarbeit der Planer, der Handwerker und der Industrie und, vor allem, wachsame und qualitätsbewusste Auftraggeber. ■ Rautulampi, foto: Manu Humppi Löyly, foto: Jussi Tiainen Nattours, foto: Mark Goodwin HOLZ 2024 9
NUR HOLZ – ÜBER DIE GESCHICHTE DES BAUENS MIT HOLZ IN FINNLAND Text: Netta Böök und Laura Berger Finnland ist von Wäldern bedeckt und Holz ist ein traditionelles finnisches Baumaterial. Die Forscher der Architekturgeschichte und Sachkenner der Finnischen Holzbautradition, Laura Berger und Netta Böök, erläutern, wie das Bauen mit Holz sich aus den allgemein vertrauten Grundkenntnissen zu industriellen Innovationen und zu einem Exportschläger staatlichen Niveaus entwickelte. „Gibt es in den südlichen Ländern Föhren, Kiefern und Fichten, groß und klein, in solchen Mengen wie hier bei uns in Finnland? Dass dort Obstbäume zu Hause sind, wissen wir schon, aber unsere schönen Fichten und Kiefern sucht man im Süden wohl vergebens? Daraus werden Räume, Kirchen und Brennholz hergestellt.“ Ein Schuljunge Puu-Vallila, Helsinki. 10 HOLZ 2024
antwortete: ”Was fragt ihr so was Sinnloses! Ihr solltet doch kapieren, die südlichen Länder sind so warm, dass weder Wohnräume noch Brennholz dort nötig sind.” — Magazin Varpunen, 1.6.1860 Das Gespräch der Schulburschen vom Jahr 1860 erzählt zutreffend von der langen erhaltenen Vermutung, dass sowohl die Wohnhäuser als auch die bedeutendsten Bauwerke, wie die Kirchen, lediglich in Blockholzbauweise erbaut wurden. Ein traditionelles finnisches Gebäude wird aus Massivholzbohlen mit Beil handgezimmert und mit einem massiven Kaminofen ausgestattet. Hier handelt es sich um das Überleben: Ein aus wärmespeichernden Materialien gebautes Haus erhält das Leben über den langen und kalten Winter. Der Staat spornte seit dem 16. Jahrhundert die Finnen an, mit Stein zu bauen – sowohl aus Präsentationsgründen als auch wegen Brandschutz, allerdings mit wenig Erfolg. Das einheimische Holz als Baumaterial war eine lange Zeit kostenlos und, weil relativ weich, auch leicht zu bearbeiten. Sogar die Dacheindeckung eines traditionellen finnischen Bauernhauses war aus Holz gezimmert. Das Bauen mit Blockhölzern ist jedoch körperlich schwer und nimmt viel Zeit und Material in Anspruch, da ein für Wandbau bestimmtes Blockholzstück am besten eine Maximallänge von 10 bis 12 Metern hat und somit mehrere Hundert Kilogramm auf die Waage bringt. Außerdem sollten die Holzstämme fürs Bauen erst dann gefällt werden, wenn diese viel über hundert Jahre alt sind, um das Verfaulen der Blockhölzer zu vermeiden. Trotz alledem bauten die Finnen bis Anfang des 20. Jahrhunderts alles Mögliche in Blockholzbauweise, von Herrenhäusern bis Schulen, Scheunen und Feuerwachen nicht zu vergessen. Der technische Höhepunkt der Blockholzbauweise wurde im 19. Jahrhundert beim Erbauen der riesengroßen Holzkirchen erreicht. Andererseits wurde das Baumaterial Blockholz als alltäglich empfunden und wurde deswegen gerne durch Bretterschalung, Farbanstrich oder Tapezierungen überdeckt. Erst in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entdeckten die durch die nationale Bewegung belebten Künstler den bäuerlichen, wahrhaft finnischen Charakter des Blockholzes und ließen Wohnvillen aus kahlen Blockhölzern in unberührten Waldgebieten für sich errichten. Weniger ist mehr In dem zunehmend urbanisierten Finnland des 20. Jahrhunderts war der Mangel an Wohnungen und an Platz bald eine aktuelle Frage. Bereits im vorigen Jahrhundert fehlte es an ordentlichen Massivholzbalken und von nun an wurden effektivere, schnellere und preiswertere Holzbauweisen gesucht. Um die Produktivität der Baubranche zu steigern, waren diese drei Mittel die Hilfsreichsten: Das industrielle Bauen, die Standardisierung und die leichteren Konstruktionen. Die Architekten Finnlands beobachteten die internationale Entwicklung mit großem Interesse, besonders in Nordischen Ländern und in Amerika. Eine der Inspirationsquellen war die in Chicago entwickelte Holzrahmenbauweise, woraus in Finnland eine eigene Variante zu Stande kam. Statt Massivholzbalken wurde für Hausbau ein leichtes, auf Maß gesägtes Bauholz verwendet. u Sirkkala Schule, Turku. Foto: Darya Belaya Foto: Netta Böök HOLZ 2024 11
auf die Märkte kamen. Zu derselben Zeit war das Moderne im Vormarsch und die Stilideale entwickelten sich dadurch in eine zunehmend vereinfachte Richtung. Die Typhäuser ermöglichten eine wesentlich effektivere Bauproduktion und ließen die Arten und die Mengen der zu verwendenden Materialien im Voraus bestimmen. In den 1920er Jahren ließen besonders die staatlichen und die gemeinnützigen Organisationen Typpläne für Kleinhäuser fürs Land und für die Stadt anfertigen. Als Ziele galten sowohl eine erhöhte Wohnqualität als auch Anweisungen an Bauherren, im Erscheinungsbild ästhetische und gleichmäßige Bauten zu schaffen. Neben der Verbreitung von Typplänen fingen auch mehrere Unternehmen in den 1930er an, Typhäuser zu produzieren. Gestrebt wurde dabei nach der industriellen Voranfertigung der Bauteile und der Standardisierung des Bauprozesses. Ein frühes Beispiel dafür sind die von Alvar Aalto im Jahr 1936 für A. Ahlström AG entworfenen A-Häuser. Trotz der Berühmtheit des Architekten, diese Häuser wurden nur geringfügig realisiert – vorwiegend als Arbeiterwohnungen in Forstwirtschaftsgebieten. Im Laufe der Geschichte ist Holz für viele Zwecke verwendet worden. Jedoch Dieses wurde nun mit Nägeln befestigt und mit Diagonalschalung ausgesteift. Diese Bauweise wurde durch die industrielle Werkholzproduktion und die standardisierten Bauprodukte, wie Nägel, ermöglicht. Holz wurde von nun an deutlich weniger gebraucht und das Bauen selbst war schneller und billiger geworden. Der Holzrahmenbau wurde im kalten Klima Finnlands wettbewerbsfähig erst in den 1930er Jahren, als neue Wärmedämm- und Isolierungsmaterialien (Isolierstoffe?) Foto: Netta Böök, LIVADY Architekturebüro Tammisaari. Foto: Netta Böök 12 HOLZ 2024
erst die Industrialisierung konnte dafür neue Möglichkeiten zunehmend anbieten. Schon im Jahr 1936 wurde Alvar Aalto nach London eingeladen, um die Ausstellung namens Wood only zu organisieren. Zu sehen waren, neben Möbeln, aus Schichtholz angefertigte Gegenstände, Wandtapeten, hölzerne Bausteine für Kinder – und als Höhepunkt ein ”kunstseidener” Teppich, gewoben aus Zellstoffabfall, also aus Holz! Der Durchbruch der leichten Holzbauweise Der Zweite Weltkrieg verursachte einen bis dahin nicht gesehenen Bedarf, Wohnungen schnell sowohl auf dem Lande als auch in den Städten zu produzieren. In Finnland wurde die Wohnungsfrage brennend akut im Jahr 1940, als Finnland ca. zehn Prozent von seiner Fläche an die Sowjetunion verlor und somit gezwungen war, schnellstens Unterkunft für über 420 000 Evakuierte zu schaffen. Obwohl Fertigteilhäuser schon früher in kleinen Mengen produziert wurden, fing das im Jahr 1940 gegründete Unternehmen Puutalo OY (Holzhaus AG) als Erstes mit der Massenproduktion an. Puutalo Oy wurde von den 21 größten Holzindustrieunternehmen Finnlands gegründet. Diese Firmen verfügten bereits über Produktionslinien, Holzreserven und ein bestehendes Netzwerk für den Transport der Rohstoffe und der Fertigprodukte. Somit waren die Bedingungen für ein rasches Loslegen einer effektiven Zusammenarbeit erfüllt. Auch die Erfahrungen aus dem Errichten der 2 000 vom Schwedischen Staat gestifteten Wohnhäuser waren besonders hilfreich, um gemeinsam neue standardisierte Hausmodelle zu entwerfen. Diese Häuser bestanden lediglich aus hölzernen Fertigelementen und konnten in nur wenigen Tagen aufgebaut werden. Die Häuser von Puutalo Oy reichten jedoch jahrelang nicht aus, um die einheimische Nachfrage während des Wiederaufbaus zu sättigen, da die Fertigteilhäuser bereits während des Krieges ein bedeutendes Exportprodukt waren. Als der Fortsetzungskrieg im Jahr 1944 endete, war Finnland unter den Verlierern und der Staat gezwungen, Reparaturen an die Sowjetunion zu liefern. Dazu gehörten Fertigteilhäuser in erheblichen Mengen. Die Sowjetunion schaffte sich diese Häuser auch im Austauschhandel an, insgesamt ca. 100 000 Stück. Zusätzlich wurden Tausende von Holzhäusern nach über 30 Ländern exportiert und auch noch heute sind solche ”Finnenhäuser” auf allen bewohnten Kontinenten zu sehen. * Trotz der Entwicklung im industriellen Bauen, errichteten Tausende von Selbstbauern errichteten ihre Häuser in Holzrahmenbauweise mit Holzplanken und -brettern. Nach dem Krieg verfügten sie über Typpläne, die von mehreren gemeinnützigen Lieferanten angefertigt waren. Das Konsultieren jener Pläne war für die Anschaffung der Baumaterialien notwendig, denn zu den Zeiten herrschte Mängel an allen Produkten. Anhand der Typpläne entstanden nun Kleinhäuser mit anderthalb Stockwerken, genannt Kriegsveteranenhäuser. Dieser Ausdruck ist Folge des gleich nach dem Krieg gegebenen Gesetzes, das eine Abgabe der Grundtücke an Kriegsveteranen und ihre Familien für das Errichten der Eigenheime bestimmte. ■ HOLZ 2024 13 MASSIVHOLZELEMENTE FÜR HYBRIDES BAUEN KONTAKT Onni Timlin Geschäftsführer +358 400 649 330 onni.timlin@timber-hirsi.fi UNSERE LÖSUNG Pohjan Timber verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Bereich des Massivholzbaus. Wir stellen sicher, dass die Abläufe in die Bauphase nicht unterbrochen werden. UNSERE MASSIVHOLZELEMENTE sind ein modernes und vielseitiges Baumaterial, das eine schnelle und nachhaltige Bauweise ermöglicht. Die Elemente eignen sich ideal für den Bau von mehrstöckigen Gebäuden, Kindergärten, Schulen und Wohnhäusern auf effiziente und umweltfreundliche Weise. DIENSTLEISTUNGEN Wir haben eine neue Ära des Massivholzbaus für den deutschen Markt eingeleitet. Unsere hochmodernen Wandelemente sind sowohl für den Außen- als auch den Innenbereich eines Gebäudes einsatzbereit. Die vorgefertigten Elemente können als komplette Einheit leicht zur Baustelle transportiert werden, was einen effizienten Logistikprozess ermöglicht. Wir unterstützen unsere Kunden – Entwickler, Bauingenieure und Architekten – umfassend während der Planungsphase. VORTEILE Wir passen unsere Holzprodukte individuell an die Spezifikationen unserer Kunden an und liefern sie direkt aus unserer Fabrik in Finnland. Mit unserem 100-Tage-Lieferversprechen garantieren wir eine schnelle Abwicklung. www.timber-hirsi.fi www.pohjantimber.fi
UMGESETZTE PROJEKTE Das Gymnasiums- und Kulturzentrum Monio, Tuusula AOR Architekten 2023 14 HOLZ 2024
Text: Tarja Nurmi, Archinfo Fotos: Anders Portman Das Gymnasium- und Kulturzentrum Die durch ihre Kulturgeschichte und Kasernen bekannte Kommune Tuusula organisierte im Jahr 2017 einen öffentlichen Architekturwettbewerb für ein Gebäude mit Räumen für das Gymnasium, für die Volkshochschule und für mehrere Handwerks- und Kunstschulen und ferner für Bürgerdienste. Monio HOLZ 2024 15
Monio ist die erste dreistöckige Blockhausschule und eines der größten öffentlichen Gebäude aus Baumstämmen in Finnland. Die Fläche des Gebäudes beträgt 8773 brm2 UMGESETZTE PROJEKTE | MONIO 16 HOLZ 2024
Die weltgrößte Blockholzschule Die künftigen Benutzer des zu planenden Gebäudes, die Lehrer, die Schüler und andere, durften diesbezüglich ihre Ideen und Wünsche äußern. Der Zweck des Gebäudes war ein flexibles Umsetzen des nationalen Lehrprogramms, was auch Einfluss auf das Raumprogramm hatte. Der Sieger war ein Beitrag, der einen in Blockholzbauweise zu realisierende Baukörper des großen Gebäudes darstellte. Als Beitragsträger entpuppte sich ein helsinkier Büro junger Generation, Die AOR Architekten. Ein weiteres von demselben Büro geplantes Schulgebäude war damals in Jätkäsaari gerade im Bau, auch als Auftrag nach einem gewonnenen Architekturwettbewerb. Das Kulturerbe von Tuusula ist bedeutend und in dem Landkreis stehen auch bemerkenswerte Blockhäuser, wie die im Jahr 1734 fertiggestellte Holzkirche, das nationalromantische Atelier des Kunstmalers Pekka Halonen vom Jahr 1902 und zahlreiche historische Familienvillen und Herrenhäuser. Es wurde vermutet, dass gerade die neue Schule diese starke Holzbautradition weiterführen würde. Tuusula ist bekannt auch für seine historische Garnison, in deren Areal die neue Schule im Bau ist und die zugleich als eine Formgebungsinspiration für diesen Neubau gilt. Fünf Blockhäuser unter einem Dach Nach der Wettbewerbsphase haben die Architekten gemeinsam mit den Vertretern der Kommune Tuusula und der verschiedenen Nutzer ihren Beitrag weiterbearbeitet und veredelt. Monios Räume haben untereinander geschwungen und eine neue Stellung bekommen, jedoch die Änderungen wurden treu der ursprünglichen und sehr klaren, an die Umgebung des im alten Garnisonsgelände liegenden Parks Rykmentinpuisto angepassten Grundidee gemacht. Das Resultat ist ein Gebäude mit vielen Dachfirsten, wo unter einem Dach etwa mehrere Haus-im-Haus Bauten mit ihren Blockholzwänden stehen. Diese Hausteile sind durch zentralhallenartige Korridor- und Aufenthaltsräume miteinander verbunden. Der Zentralste darunter reicht bis auf die Höhe des gesamten Gebäudes. Das Konzept dieses allerwichtigsten Innenraums ist im Vergleich mit dem Anschauungsbild der Wettbewerbsphase unverändert. Im Gebäude befinden sich, neben den hohen und niedrigeren Innenwegen, zwei größere Säle – das Gebäude soll ja auch ein die Aktivitäten des Gymnasiums ergänzendes Kulturgebäude sein. Die Säle der Schule sollen auch akustisch tadellose Räume für Musikaufführungen sein. Für wichtig wird befunden, dass dieses im zentralen Areal Tuusulas stehende Gebäude Licht und Aktivitäten bis späte Abendstunden hat. Monio besteht zum größten Teil aus massivem Holz und die sichtbaren, klaren Blockholzflächen prägen das Gebäude. Jedoch in den Sälen und in ihren Fluchtwegen ist man zwangsläufig auf Betonkonstruktionen angewiesen. Die Bauarbeiten wurden, um die Bauteile trocken zu halten, unter großen Witterungsschutzplanen ausgeführt. Das Multifunktionshaus wird voraussichtlich im Jahr 2023 fertiggestellt. Flexibilität für die Lehrräume und für vielerlei Nutzung Früher hatten die Schulen Finnlands einzelne normale Klassenräume und Sonderklassenräume, die unter anderem für Physik und bildende Kunst bestimmt waren. Auch in Monio gibt es Sonderklassenräume, aber sonst basiert seine Raumlösung auf Flexibilität und Multifunktionalität und die Räume sind sowohl zusammenlegbar als auch in kleineren Einheiten teilbar. Die staatliche Abiturprüfung bringt immer ihre eigenen Anforderungen für die Gymnasien: Alle Abiturienten absolvieren diesen wichtigen Examen gleichzeitig und in gemeinsamen Räumen. Auch in Monio gibt es einen einheitlichen und aus- u Fortschrittlicher Holzbau vereint die verschiedenen Methoden des modernen Holzbaus der neuen Art. Neben der reichlichen Verwendung von Blockbohlen bestehen auch die Unterbauten, Pfeiler und die Dachkonstruktion aus Holz, was dem Gebäude eine weitgehende Holzkonstruktion verleiht. HOLZ 2024 17
UMGESETZTE PROJEKTE | MONIO DIE MACHER AOR Architects ist ein in Helsinki ansässiges Architekturbüro, das sich auf öffentliche Gebäude, neue Lernumgebungen und Holzbau spezialisiert hat. Die Arbeiten von AOR wurden in zahlreichen Architekturwettbewerben ausgezeichnet. Die 2019 fertiggestellte Jätkäsaari-Schule in Helsinki war das erste große Werk von AOR und wurde 2022 für den Finlandia-Preis für Architektur nominiert. Im Jahr 2021 wurde AOR Architects mit dem Staatspreis für Architektur für hervorragende Erfolge bei Architekturwettbewerben und für hohe Leistungen ausgezeichnet - Qualitätsausführung von Gebäuden nach Wettbewerbssiegen. Foto: AOR Arkkitehdit reichend großen, den Bedürfnissen eines ganzen Jahrgangs entsprechenden Raumkomplex, der für die Abiturprüfung ausgestattet werden kann und störungsfrei ist. Die Abendaktivitäten in dem Multifunktionsgebäude stellen neue Forderungen für die Raumlösungen auf; die Konzerte und Aufführungen setzen Pausenkaffee und ausreichende Garderoben- und Sanitätsräume voraus. All dieses war in der Planung von Anfang an zu berücksichtigen, denn das Gebäude ist nicht nur für die Jugend, sondern für alle Einwohner der Kommune da. Für die Kommune Tuusula ist das große Blockholzschul- und Kulturzentrumsprojekt sehr ehrgeizig. Es ist auch ein gutes Beispiel für ein Bauvorhaben, das anhand des finnischen, auch international anerkannten Architekturwettbewerbssystems realisiert wurde. Der Architekturwettbewerb war bei Monio außergewöhnlich ehrgeizig und das Wettbewerbsprogramm wurde mit den Methoden der Beteiligung im offenen Austausch gestaltet. ■ Standort: Tuusula Baujahr: 2023 Verwendungszweck: Das Gymnasiums- und Kulturzentrum Bauherr/Kunde: Gemeinde Tuusula Architekturdesign: AOR Architekten Tragwerksplanung: A-Insinöörit Suunnittelu Oy Brandschutztechnische Planung: KK-Palokonsultti Oy Akustik: A-Insinöörit Suunnittelu Oy Hauptauftragnehmer: Lujatalo Oy Lieferant von Holzteilen: Kontiotuote Oy (hirret), VVR Wood Oy (Zwischenbodenelemente), Versowood Oy (Schichtholzträger und -diagonale), Puumerkki Oy (Kertopuuträger) Oberflächenbehandlung der Fassade: Diotrol Edelwax UV Strukturelles System: Stützen-Balken-Platte, separater Blockbohlenrahmen Bauweise: Raumelement, Ebenenelement, vor Ort gebaut Das Gebäude ist bis zur Scheitelhöhe unter einem Wetterschutz aufgebaut. Der Hauptrahmen besteht aus Brettschichtholzstützen, WQ-Stahlträgern und HolzMehrrippenplatten-Zwischenbodenelementen. Der Rahmen des Gebäudes ist mit Brettschichtholzdiagonalen und Betontreppen- und Aufzugsschächten ausgesteift. Die Blockwände sind eine vom tragenden Rahmen des Gebäudes getrennte Struktur und dienen sowohl als Außen- als auch als Trennwände. Die Wasserdachkonstruktion wird vor Ort aus Holz erstellt.Das Gebäude ist r bis zur Scheitelhöhe unter einem Wetterschutz aufgebaut. Der Hauptrahmen besteht aus Brettschichtholzstützen, WQ-Stahlträgern und Holz-Mehrrippenplatten-Zwischenbodenelementen. Der Rahmen des Gebäudes ist mit Brettschichtholzdiagonalen und Betontreppen- und Aufzugsschächten ausgesteift. Die Blockwände sind eine vom tragenden Rahmen des Gebäudes getrennte Struktur und dienen sowohl als Außen- als auch als Trennwände. Die Wasserdachkonstruktion wird vor Ort aus Holz erstellt. Zu den Betonteilen des Gebäudes gehören der Keller, die Treppenhäuser, der Aufzugsschacht, die öffentlichen Unterstände sowie die Wände und das Dach der beiden Hallen. Nettofläche: 6 344 m2 Gesamtfläche: 8 773 brm2 Grundfläche: 8 116 kem2 Volumen: 52 500 m3 Benutzermenge: 800 Pers. Investitionskosten: 33,2 Millionen € MONIO 18 HOLZ 2024
Bei Kontio gestalten wir die Zukunft des Holzes und bauen die Städte der Zukunft aus Holz. Wir möchten ein charmantes und gutes Leben hinterlassen, jedoch nicht auf Kosten von morgen. Die Natur des Holzes ist stark, sein Herz warm. Auch als Baumaterial dient es als Kohlenstoffsenke und bietet weiterhin Möglichkeiten für neues Design, die Gestaltung der Zukunft und die Verwirklichung eines individuellen Lebensstils. kontio.com Lang lebe das Holz Monio wurde aus Kontios setzungsfreiem SmartLog™-Holz gebaut und nutzt das Kontio Block™ -Konstruktionssystem, das für den Bau großer Holzbauten entwickelt wurde.
UMGESETZTE PROJEKTE Das Eventzentrum Satama Kotka ALA-Architekten 2023 Text: Tarja Nurmi, Archinfo Fotos: Tuomas Uusheimo Das Eventzentrum Satama Besonders interessant ist die Satama Areena von Kotka dadurch, dass Holz dort nicht nur das Material der Oberflächen ist, sondern auch das Material der tragenden Bauteile. Und ferner, das segelähnliche Dach der imposanten, von Glaswänden umgebenen Veranstaltungsarena wurde als eine neuartige hängende Konstruktion realisiert. 20 HOLZ 2024
Satama Areena bietet allen Nutzern des Wohnblocks ein gemeinsames Restaurant, Tagungsräume und Säle für Veranstaltungen. HOLZ 2024 21
RAKENNETTU | PROJECTS | SATAMA AREENA DIE MACHER Arkkitehtoimisto ALA wurde 2005 in Helsinki gegründet und hat seine Planungsarbeit auf große, anspruchsvolle Kultur-, Universitäts- und Terminalgebäude sowie einzigartige Renovierungsprojekte konzentriert. Zu den jüngsten abgeschlossenen Projekten des Büros gehören neben der Satama Areena auch die Bahnhöfe Kivenlahti, Espoonlahti und Soukka von Länsimetro, der Busbahnhof Espoonlahti, das neue Eingangsgebäude des Flughafens Helsinki-Vantaa, das Soukka Parkhaus, das Courtyard Tampere City Hotel und das Helsinki Zentralbibliothek Oodi. Derzeit im Bau sind unter anderem die neuen Büros von Nokia in Oulu und das neue Lernzentrum der Universität Lumière 2 in Lyon. Samuli Woolston Sampo Honkala Ein großer öffentlicher Raum erhält ein hängendes Dach aus Holz Kotka ist eine bemerkenswerte Hafenstadt am östlichen Teil des Finnischen Meerbusens. Im Jahrtausendswende fiel die Entscheidung, auch das Finnische Marinemuseum mit seinen Museumsschiffen und Booten dorthin umzusiedeln. Für diesen Zweck wurde das im Jahr 2008 fertiggestellte, vom ArchitekturUMGESETZTE PROJEKTE | SATAMA AREENA büro Lahdelma & Mahlamäki entworfene Maritime Zentrum Vellamo erbaut. Das in Erscheinung imposante und ungezwungen wirkende Gebäude ist ein großartiges Beispiel für Imagobau mit Rücksicht auf Platz und Umgebung. Ferner ist dieses Gebäude zum Nutzen aller Einwohner der Stadt bestimmt. Auf dem sanft ansteigenden, langen Dach des ausgedehnten Gebäudes befindet sich eine zu Fuß erreichbare Aussichtsplattform. In der Nähe des Maritime Zentrum Vellamo wurde im Sommer 2023 ein fast 8.000 Quadratmeter großes Veranstaltungszentrum Satama Areena (Hafen Arena) fertiggestellt. Das Gebäude ist ein Entwurf des Büros ALA-Architekten, das seinen internationalen Durchbruch mit dem im Jahr 2012 in Kristianstad eröffneten Konzert- und Theaterhaus Kilden errang. Ähnlich wie in der Fassade von Kilden ist hier Holz deutlich präsent auch in zwei weiteren von ALA entworfenen Gebäuden, in der Helsinkier Stadtzentrumsbibliothek Oodi und im Terminalgebäude des Flughafen Helsinki-Vantaa. Besonders interessant ist die Satama Areena von Kotka dadurch, dass Holz dort nicht nur das Material der Oberflächen ist, sondern auch das Material der tragenden Bauteile. Und ferner, das segelähnliche Dach der imposanten, von Glaswänden umgebenen Veranstaltungsarena wurde als eine neuartige hängende Konstruktion realisiert. Die multifunktionale Arenahalle und das für alle zugängliche Aula In der Arenahalle können öffentliche Veranstaltungen für mehr als 3.000 Personen organisiert werden. Die große Veranstaltungshalle lässt sich auch in zwei separate Säle teilen und in dem Obergeschoss gibt es noch mehr Platz für unterschiedliche Aktivitäten.Auch der Saalraum des Obergeschosses ist für Großveranstaltungen geeignet, da dieser durch Öffnen der Trennwand auch ein Teil der weiträumigen Haupthalle wird. Die circa 15 Meter hohe, in Holzbauweise realisierte Ver22 HOLZ 2024
anstaltungshalle ist vom außen mit Zink verkleidet. Die CLTKonstruktionen darunter sind unter anderem im Büroflügel sichtbar. Sonst ist das Gebäude, aus vielen praktischen Gründen, ein Hybridbau, der auch Beton- und Stahlteile beinhaltet. Was den Holzbau betrifft ist der interessanteste Teil des Gebäudes die Dachkonstruktion der Aula. Die senkt sich von der Hallenwandhöhe von 17 Metern nach unten und trifft die breite Traufe, die durch runde, schräg stehende Stahlpfeiler gestützt wird und im Felsgrund verankert ist. Die Dachkonstruktion besteht aus Leimholzbalken mit einer Spannweite von circa 30 Metern. Die Dachform ist einem hängenden Laken’ ähnlich, also die Dachbalken stehen lediglich unter Zug. Die Dachbalken werden im Außenraum an ihren Unterkanten von den schräg stehenden Pfeilern und den im Felsgrund verankerten, senkrechten Zugstangen gestützt. Die Balkenoberkanten wiederum sind mit den stählernen, auch im Felsgrund verankerten Wandgittern der Mehrzweckhalle verbunden. Die langen, bogenförmigen Holzbalken bilden zusammen mit den Wand- und Dachgittern das Ganze der Baukonstruktion. Da die Dachbalken lediglich von der Zugkraft beansprucht werden, sind diese bezüglich ihrer Spannweite schmal. Die Schnee- und Windlast verursacht hier nur eine geringe Verformung, da diese über Toleranzen im Anschlussbereich der Glasfassaden aufgenommen wird. Das eigentliche Dach besteht aus auf den Balken liegenden Hohlpflastern, wobei die gesamte Dachkonstruktion im Innenraum noch mit einer abgehängten Holzplattendecke verblendet wird. Das Dach ist, genau wie die Fassaden im Hallenbereich, mit Zinkblech verkleidet. Das Gebäude hat auf der Seite des rautenförmig angelegten Stadtzentrums einen weiteren, in Form spielerisch geometrischen Eingang erhalten.Auf dieser Seite hat der Holzunterbau im Gebäude-Innenraum zum Teil sichtbar bleiben. Ein Ganzes für mehrere Aktivitäten Dicht ans Gebäude wird später der Neubau der Berufshochschule Kymenlaakso errichtet. Das Ganze wird zusätzlich durch einen Hotelneubau ergänzt und es ist bereits geplant, diesen durch einen direkten Übergang mit dem Event- und Kongressgebäude zu verbinden. Der mit allen diesen verknüpfte Platz für Events ist ein neuer öffentlicher Stadtraum im Hafenareal. Sowohl die Einwohner von Kotka und das große Publikum aus anderen Orten als auch die Lehrer und Studierenden der Berufshochschule werden die große Aula der Satama Areena als Speise- und Aufenthaltsraum benutzen. Weil geräumig und warm, wird die Aula in dem windigen Hafenareal eine Art Erweiterung des Stadtraums sein. Eine interessante, bereits in Kilden in Kristianstad getestete Besonderheit ist die bogenartige Form der imposanten Glaswand der Aula, abweichend von dem sonst rechteckigen Grundplan des Gebäudes. Die Satama Areena wurde im Sommer 2023 fertiggestellt. Für die Bauausführung des Gebäudes vieler Herausforderungen war das finnische Bauunternehmen SRV zuständig. Die Bauherrin ist Backstaff Oy (Ag), die als Tochterunternehmen der auftraggebenden, der Stadt Kotka gehörenden Immobiliengesellschaft gegründet wurde. ■ DAS EVENTZENTRUM SATAMA Standort: Kotka Baujahr: 2023 Verwendungszweck: Das Eventzentrum Bauherr/Kunde: Backstaff (Stadt Kotka) Architekturdesign: ALA Architekten Tragwerksplanung: Ramboll Brandschutztechnische Planung: Ramboll Akustik: Ramboll Innenarchitektur: ALA Architekten Hauptauftragnehmer: SRV Rakennus Oy Andere Auftragnehmer: Puurakentajat Group Oy Lieferant von Holzteilen: Stora Enso (CLT- ja LVL-Elemente), Versowood (Schichtholzträge) Baustruktur: Tragende Elemente, massive Holz-Beton-Verbundplatten und Holzkastenelementdächer in den Zwischengeschossen Bauweise: Vor Ort gebaut Nettofläche: 7 630 m2 Gesamtfläche: 7 689 brm2 Grundfläche: 6 850 kem2 Volumen: 74 515 m3 Etagen: 2 + Zwischen-Etage für technik und Dachboden Benutzermenge: 5445 Pers. Investitionskosten: 33,2 Millionen € HOLZ 2024 23
Wood City Jätkäsaari, Helsinki Anttinen Oiva Architekten Abschnitt I 2019, Abschnitt II 2020, Abschnitt III 2024 Text: Tarja Nurmi, Archinfo Fotos: Tuomas Uusheimo Wood City UMGESETZTE PROJEKTE 24 HOLZ 2024
Im Jahr 2012 wurde ein Wettbewerb für den deutlich sichtbaren Eingangsblock ausgeschrieben, um einen holzarchitektonisch repräsentativen, Wohnen und Wirtschaft fördernden Komplex neuer Generation mit einer Geschossfläche von fast 30.000 Quadratmetern herzustellen. Der Wettbewerb wurde von Anttinen Oiva Architekten. HOLZ 2024 25
UMGESETZTE PROJEKTE | WOOD CITY Ein Stadtviertel als Bahnbrecher im Holzbau Jätkäsaari ist einer der neuen maritimen Stadtviertel von Helsinki. In dem vom Hafenbetrieb frei gewordenen Areal werden bis Jahr 2030 21.000 Einwohner einziehen und 6.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Idee ist, neben dem seit den 1990er Jahren sich entwickelnden Stadtteil Vuosaari einen neuen, urbanen Komplex zu realisieren, der durch Bahnverkehr, Straßenbahnlinien und die naheliegende U-Bahn gut erschlossen sein wird. Auch das Hafenterminal für den Schiffsverkehr zwischen Helsinki und Tallinn bringt Menschenströme nach Jätkäsaari. Für dieses stadtkernartiges Areal gilt, die großen Einkaufszentren fern zu halten und die täglichen Dienstleistungen dagegen dezentralisiert auf die Straßenebene zu verlegen. Das Areal soll auch seine eigenen Schulen, Kitas, Gaststätten, Hotels und Sportbauten erhalten. In Helsinkier Art und Weise, man strebt hier sowohl nach privatem Wohnen auf Eigentumsbasis und Mietwohnungen als Stadteigentum als auch nach Studenten- und Sonderwohnungen. Auf dem Areal gibt es auch experimentelle Bauten, wie zum Beispiel Gemeinschaftswohnungen als Gemeinschaftsbauprojekte. Im Jahr 2012 wurde ein Wettbewerb für den deutlich sichtbaren Eingangsblock ausgeschrieben, um einen holzarchitektonisch repräsentativen, Wohnen und Wirtschaft fördernden Komplex neuer Generation mit einer Geschossfläche von fast 30.000 Quadratmetern herzustellen. Der Wettbewerb wurde von Anttinen Oiva Architekten aus Helsinki gewonnen. Die Wohnhäuser des Komplexes namens Wood City wurden im Jahr 2019 fertiggestellt und das Bürogebäude des international erfolgreichen Spielunternehmens Supercell wurde im Jahr 2021 in Betrieb genommen. Ein weiteres, den Komplex ergänzendes Bürogebäude ist zur Zeit im Bau. Ein Bürohaus fördert die Tätigkeitskultur des Unternehmens Das Einleben von Supercell in das Bürohaus in Wood City verraten die lustigen, den Block verzierenden Skulpturen mit bekannten Figuren aus Clash of Clan und anderen Spielen. Zu dem Komplex gehört sowohl eine Kita für die Kinder der Mitarbeiter als auch eine dreigeschossige Parkanlage für den ganzen Block. Auf dem Dach des mit perforierten Alu-Platten verkleideten Parkhauses in Betonbauweise befindet sich ein parkähnlicher Spielhof, den auch die Mitarbeiter des Bürogebäudes benutzen können. Das Bürohaus wurde in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro und den anderen Planern für die Bedürfnisse von Supercell maßgeschneidert. Den Kern der Kultur von Supercell bilden die selbstständigen Spielteams, deren Größe sich je nach Spielphase variiert. Jedes Team hat sein eigenes Zimmer, dessen Größe bei Bedarf auch leicht zu ändern ist. Das gemeinsame Auditorium und die Mittagskantine der Firma, wie auch die Küche, sind im obersten Geschoss, wo das gesamte Personal ausreichend Platz für verschiedene Feste und Veranstaltungen hat. Im obersten Geschoss ist auch eine Sauna mit Kaminzimmer und auf dem Dach befindet sich eine Aussichtsterrasse. Eine wahre Kuriosität an den streng gleichrhythmischen Fassaden ist die große, über die Hausecke weit herausragende freiförmige Öffnung für die Fenster, die einen atemberaubendem Blick auf das Panorama Helsinkis bieten. Das Bürohaus aus Holz hat eine gekonnt geplante Akustik und ein gutes Raumklima. Die Optik der Innenräume ist ruhig, jedoch individuell. Holz ist präsent in den Flächen und in den Möbeln, die alle von hoher Qualität im Design und im Hand26 HOLZ 2024
Foto: Stora Enso werk sind. Die gut gepflegten Grünwände hier und da unterstützen auch das Raumklima und die Atmosphäre. Die großen freiförmigen Fenster auf der Straßenebene bieten eine Möglichkeit dar, den Blick in die Welten der Spielfirma zu werfen. Die wellenförmige, aus scheibenartigen Holzstücken angefertigte Decke der Aula ist beeindruckend. Die obersten Büroetagen sind von einem Lichtschacht durchschnitten, der von der Treppenanlage aus perforiertem Stahl seinen Rhythmus bekommt. Von dem hohen Raum mit ausgezeichneter Akustik aus kann man den hölzernen Baukörper des Gebäudes bewundern. Die Büro- und Arbeitsräume mit ihren Glaswänden liegen im Außensektor der Geschosse, wie auch die sich in die Landschaft öffnenden, schön möblierten Aufenthalts- und Besprechungsräume. Das Geschoss unter dem Straßenniveau beherbergt unter anderem Sport- und Erholungsräume für das Personal. Das Gebäude hat auch aussteifende Betonkonstruktionen. Die technischen Gesamtlösungen haben sich als funktionierend erwiesen, auch bei den hohen sommerlichen Temperaturen: Die Innenraumtemperatur bleibt auch dann bei circa 22 Grad Celsius. Als eine Arbeitsumgebung will dieses Bürohaus, wenn auch mit seiner eigenen Handschrift und Firmenkultur, auch Anderen die Möglichkeit zeigen, Gewohntes auch anders zu machen. Sozialer Wohnungsbau und Hauptverwaltungen in einem Block In zwei Wohnhäusern der Wooden City gibt es Mietwohnungen der Stadt Helsinki. Die Miethöhe der funktionalen Wohnungen hohen Standards ist für Helsinki angemessen und somit sind u die Wohnungen sehr gefragt: Für circa einhundert Wohnungen gibt es über eintausend Bewerber. Der unregelmäßige, fünfeckige Grundriss der Häuser ermöglicht einen interessanten Blick aus den unterschiedlich großen Wohnungen nach Außen. Die Wohnungen haben sowohl französische Fenster als auch hinter der Fassade versteckte, wohnraumähnliche Balkone. Die Eingänge zu den Treppenhäusern stehen an der Seite des kleinen, bepflanzten Vorplatzes. Der letzte Abschnitt der aus insgesamt vier Baukörpern entstehenden Baublockeinheit wird voraussichtlich im Jahr 2024 fertig sein. Ursprünglich sollte daraus ein Hotel werden, aber aus diesem Gebäude, das etwas niedriger als das achtgeschossige Bürohaus ist, wird nun das Zentrum des globalen Datenschutzunternehmens F-Secure. Die Architektur der Baublockeinheit ist nach außen fast nur auf das Wesentliche reduziert, sogar karg. Die naturfarbigen, geschlossenen Fassadenteile und die Fenster- und Balkonöffnungen stehen stramm in den sich wiederholenden Reihen. In den Wohnhäusern bilden diese ein sich abwechselndes, schachbrettartiges Rautenmuster. In den Bürohäusern wiederum liegen die geschlossenen Fassadenteile und die vom Boden bis an die Decke reichenden Fenster wie senkrechte, schmale Bänder abwechselnd übereinander. Für die Konstruktionen der Wood City wurden Pfeiler und Balken aus LVL (Furnierschichtholz) und gerippte Platten benutzt. Die tragende Zwischendecke des F-Secure-Bürohauses wird mit CLT-Platten hergestellt.Auch die skulpturenartige Decke der Aula wird mit CLT-Lamellen aus Fichtenholz verkleidet. Das letzte Gebäude in diesem Block soll im Jahr 2024 fertiggestellt sein. ■ HOLZ 2024 27
UMGESETZTE PROJEKTE | WOOD CITY 28 HOLZ 2024
Supercell HQ Standort: Jätkäsaari, Helsinki Baujahr: 2020 Verwendungszweck: Bürogebäude Bauherr/Kunde: Supercell Oy Architekturdesign: AOA Architekten Tragwerksplanung: Sweco Rakennetekniikka Oy Haustechnische Planung: Climaconsult Oy Elektrik: Sweco Talotekniikka SPR-Planung: Festec Oy Brandtechnische Planung: KK-Palokonsultti Oy Hauptauftragnehmer: SRV Rakennus Oy Bauherrenberater: HTJ Oy Lieferant von Holzteilen: Stora Enso Lieferung und Montage der CLT-Elemente: Puurakentajat Group Oy CLT-Elemente Verarbeitung: Timberpoint Oy Gesamtfläche: 13 650 brm2 Volumen: 61 200 rkm3 Etagen 8 + Keller, 7 Aufstühle Umweltfreundlichkeit: LEED Platinum, 48 Stellplätze für Elektroautos, 240 m2 Solarpaneele. Kohlendioxidemissionen des Rahmens -30 % im Vergleich zum Referenzobjekt (Beton) gemäß LCABerechnung während einer 60-jährigen WOOD CITY DIE MACHER Anttinen Oiva architects is an award-winning Helsinki-based architecture office founded in 2008 by Selina Anttinen and Vesa Oiva. Cultural historically significant places, national landscapes, old industrial areas, new city neighbourhoods, infilling projects, and natural environments – the office works with challenging sites and new types of constructions exploring a variety of relationships between nature and the built environment. In AOA´s recent projects of Woodcity and Katajanokan Laituri they have explored how a large scale contemporary wood construction can be used in sensitive environments to create more sustainable and resilient urban development. Currently, the firm employs 30+ architects and interior architects, primarily focusing on infill and renovation projects. Anttinen Oiva Architects has received several recognitions, including the State Prize for Architecture in 2013. Selina Anttinen Vesa Oiva HOLZ 2024 29
Katajanokan Laituri Anttinen Oiva Arkkitehdit Oy Text: Anttinen Oiva Arkkitehdit, Haahtela, Sweco, Granlund, Akukon Fotos: Kalle Kouhia ja Tuomas Uusheimo UMGESETZTE PROJEKTE 30 HOLZ 2024
Katajanokka-Anlegestelle Katajanokka Laituri ist ein Bürogebäude aus Massivholz in der maritimen Landschaft Helsinkis. Mit dem ersten Neubau an der Uferpromenade von Katajanokka beginnt die schrittweise Öffnung des zuvor geschlossenen Hafengebiets für die Nutzung durch die Stadtbewohner. Das Gebäude war Gegenstand eines internationalen Architektur-Einladungswettbewerbs 2020. HOLZ 2024 31
UMGESETZTE PROJEKTE | KATAJANOKAN LAITURI Das Gebäude ist Teil der charakteristischen Silhouette und der langen Küstenlinie Helsinkis und zugleich Teil des vielfältigen und historisch geschichteten Gebäudebestands von Katajanokka. Das Ziel war eine ruhige Präsenz in der fernen Landschaft, aber ein facettenreiches Gebilde im Auge des Wanderers, das aus verschiedenen Blickrichtungen seine Form verändert und auf interessante Weise zu den verschiedenen Maßstäben und Motiven von Katajanokka passt. Die freigeformten Rücksprünge der Fassaden gliedern das Gebäude, das die langgestreckte Blockstruktur der Lagergebäude im Hafenbereich in kleinere Teile ergänzt, schaffen geschützte Buchten für die mit dem Gebäude verbundenen Außenräume und eröffnen und lenken nachdenkliche Ausblicke vom Inneren des Gebäudes in die Umgebung. Das Ziel von Katajanokka Laituri ist es, die Richtung für die Zukunft der modernen Holznutzung als Teil eines nachhaltigen Städtebaus aufzuzeigen. Das Bauvorhaben wurde von Anfang an von dem Ziel geleitet, die Klima-Auswirkungen während des Lebenszyklus zu minimieren. Das Ziel war eine möglichst lange Lebensdauer, Flexibilität bei der Umrüstung, vielseitige Einsetzbarkeit, geringe CO2-Emissionen und Energieeffizienz. Die Struktursystematik und die Raumdimensionierung ermöglichen eine Anpassung der Innenräume an zukünftige Bedürfnisse. Das Gebäude verfügt über vier oberirdische Stockwerke, eine Dachterrasse mit Aufenthaltsbereichen und einen Keller, in dem sich technische Einrichtungen und Parkplätze befinden. Im Erdgeschoss befinden sich Funktionen, die sich zu den umliegenden städtischen Räumen öffnen – Restaurant, Café, Kongresseinrichtungen und andere Dienstleistungen. Die verschiedenen Akteure, Besucher und Stadtbewohner des Gebäudes treffen sich im gemeinsamen Lobbybereich, der sich von der Straße zum Meer hin öffnet. Für die Holzkonstruktionen der oberirdischen Teile wurden industrielle Massivholzkonstruktionen von Stora Enso verwendet. Der Säulen-Balken-Rahmen und die tragende Struktur der Fassade bestehen aus furniertem Holz, also LVL, das in Finnland im Werk Varkaus hergestellt wird. Die tragende Struktur der aussteifenden Innenwände, Aufzugs- und Treppenschächte, Treppen, Zwischenböden und des Obergeschosses des Gebäudes besteht aus kreuzweise verleimtem Holz (CLT) aus dem Werk Gruvön in Schweden. Für die Rahmenkonstruktionen wurden rund 7.600 Kubikmeter Fichtenholz verwendet, aus denen insgesamt 2.500 Holzelemente gefertigt wurden. Im Innenraum wurde so viel Strukturholz wie möglich sichtbar gelassen. Die Fassaden des Gebäudes führen die helle Gebäudelinie ausgehend von der Esplanade und ihren horizontalen, gleich- u Foto: Tuomas Uusheimo Foto: Kalle Kouhia 32 HOLZ 2024
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